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Eva Habison

Wissenschafter des Jahres 2021: Peter Klimek im Interview

28. Februar 2022 | 0 Kommentare

Wieso sind Sie Wissenschafter geworden?

Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, war ich mir eigentlich nicht sicher, ob ich in der Wissenschaft bleiben will. Das Interesse war da, allerdings gibt es gerade für junge Wissenschafter:innen nach dem Doktorat häufig nur mehr oder weniger prekäre Beschäftigungsverhältnisse mit befristeten Verträgen und häufigen Umzügen. Letzten Endes ist es nach einigen Ausflügen in die Wirtschaft dann doch die universitäre Forschung geworden, in erster Linie weil ich hier die Freiheit sehr schätze den Fokus der eigenen Arbeit festlegen zu können, neue Fragen stellen zu können und dem in mehr Tiefe nach gehen zu können, als dies möglich ist wenn man immer nur von Projekt zu Projekt hetzt.

Ihr Bemühen Ihre Forschung vor allem in der Corona Pandemie einer großen Öffentlichkeit oder möglichst Vielen verständlich zu machen, hat den Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen dazu bewogen Sie als Wissenschafter des Jahres 2021 auszuzeichnen. Was ist dabei in der Analyse riesiger Datenmengen („Big Data“) Ihr Ziel?

Wir wollen schneller und zielgerichteter Hypothesen generieren, die zu neuen Erkenntnissen führen könnten. Wir wissen natürlich alle, dass man aus Daten in erster Linie Korrelationen, nicht Kausationen — Ursache -> Wirkung — lernen kann. Mit geeigneten Methoden kann man aber sehr wohl diejenigen Korrelationen zielgerichteter aufspüren, hinter denen möglicherweise ein bisher nicht verstandener Zusammenhang stehen könnte, etwa welche Nebenwirkungen bei Therapien auftreten können. Durch Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen und Domänen gehen wir dann einzelnen Hypothesen genauer nach um zu verstehen, was dahinter steckt. Je mehr Daten ich dafür habe, desto genauer kann man unterschiedliche und Patientenprofile erstellen und geeignete Kontrollgruppen finden, um genauere Fragen zu stellen. Das ist für mich eine neue Art der personalisierten Medizin: wenn ich genug Daten habe, kann ich für jeden noch so komplizierten Fall eine hinreichend große Gruppe vergleichbarer Patient:innen finden um mir darin anzuschauen, welche Therapien zu einer Besserung führten und welche nicht.

Was können Sie tun, um Wissenschafter und nicht nur Nachfolgegenerationen in Österreich zu halten?

Wir müssen ein exzellentes Forschungsumfeld aufbauen. Das hat mit internationaler Vernetzung zu tun, um erst einmal zu wissen wo gibt es gerade internationale Spitzenforscher die man realistisch bekommen könnte und die in Österreich viele Anknüpfungspunkte, Kollegen, etc. für ihre Fragen finden würden. Was wir auch selbst tun können ist eine weitgehend bürokratiefreie und offene Kultur in unseren Instituten aufzubauen, sodass wir die Wissenschafter:innen vielleicht nicht durch Unis mit den prestigeträchtigsten Namen anlocken können, aber mit einem stimulierenden Umfeld wo sie auf internationalem Topniveau ihren eigenen Interessen nachgehen können und sich international mit anderen Topforschern in dem Gebiet vernetzen können.

Kontaktdaten

Section for Science of Complex Systems, Fotocredit: Roland Ferrigato

Medical University of Vienna
Spitalgasse 23
1090 Vienna, Austria
Tel: +43 1 40160 36255
Fax: +43 1 40160 936250
E-Mail: peter.klimek@meduniwien.ac.at

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